Liebe Leserinnen und Leser,
mit der obenstehenden Wendung drücken Englischsprachige ein „auf jeden Fall“ recht farbig aus. Als „auf jeden Fall“ paraphrasiert, beschreibt es auch die Haltung vieler Menschen zu den Segnungen moderner KI – diesen vom AI Hype verheißenen Komfort will ich, um jeden Preis. Zwei aktuelle Anekdoten dazu, eine davon selbst erlebt:
- Die Sicherheitsexpertin Maria Luisa Redondo hat auf LinkedIn (Kurzlink tinyurl.com/d4253rrk) auf die Besonderheiten folgender aktueller „zero click“-Angriffsweise via KI (CVE 2025 32711) hingewiesen: Der Angreifer schickt eine harmlos aussehende E-Mail oder auch nur eine Kalendereinladung zu einem Termin. Die Microsoft-KI „Copilot“, stets zu Diensten, sortiert die Nachricht sofort entsprechend ein, obwohl der Empfänger sie nicht einmal aktiv geöffnet hat („Zero Click“). Leider enthält die Nachricht eine gut getarnte „Prompt Injection“, die „Copilot“ dazu veranlasst, einer Webseite des Angreifers interne Daten zur Verfügung zu stellen. Kein Phishing, kein eigentlicher Anwenderfehler. Nur missbrauchte, clever ausgetrickste Künstliche Intelligenz.
- Meta = Schilda + Kafka: Die renommierte Technologie-Webseite Techcrunch hat unlängst einen Artikel dazu veröffentlicht, dass sich Administratoren von Facebook-Gruppen weltweit über massenhafte, von KI ausgesprochene „Bans“ beklagen (Kurzlink: tinyurl.com/yw586a5h). Also darüber, dass sie von einem Stück Software wegen angeblicher Reglementverstöße aus der eigenen Gruppe ausgeschlossen worden waren. Vorangegangen waren massenhafte „Bans“ von Nutzern der Meta-Angebote Facebook und Instagram, also Aussperren aus dem eigenen Profil. Teilen dieses journalistischen Beitrags auf dem eigenen Facebook-Profil des Autors
(> 4.000 „Friends“) führte binnen Sekunden dazu, dass dieser Account seitens KI wegen angeblicher Verstöße gegen die Cybersecurity-Richtlinien gesperrt wurde. Die Möglichkeit, Einspruch zu erheben, wird eingeräumt, bleibt allerdings ergebnislos. Dass hier keinerlei „gesunder Menschenverstand“ mehr waltet, sondern die KI autonom derartige Urteile fällt und vollstreckt, zeigt sich u. a. dadurch, dass ein anderer Automatismus zeitgleich versucht, dem Autor die kostenpflichtige Authentifizierung seiner – leider aber ebenfalls nicht mehr zugänglichen – Facebook-Seite (> 5.000 „Followers“) via „Meta Verified“ zu verkaufen. Das alles klingt vielleicht auf eine absurde Art lustig. Es warnt aber auch eindringlich davor, der KI die unkontrollierte Macht über Dinge zu geben, die noch etwas wichtiger sind als Social
Media.
Doch es gibt auch Entwicklungen, die eher positiv in die Zukunft schauen lassen, zum Beispiel beim Blick auf die Leistungen junger Forscher. Diese Ausgabe entstand zumindest, was die Ablaufplanung angeht, am vierten Jahrestag der Ahrflut. Und sie beschäftigt sich u. a. mit „Hochwasserbewältigung und -Vorsorge 5.0“ und den Lehren, die aus der damaligen Katastrophe gezogen werden können. Aber auch mit deren Übertragbarkeit auf andere Katastrophenlagen sowie auf Unternehmenssicherheit allgemein. Wir wünschen angenehme, nicht zu trockene Lektüre.