Liebe Leserinnen und Leser,
bei der Eröffnungsveranstaltung des Cyber Security Cluster Bonn im historischen Bonner Rathaus (vgl. Heft 23/2018) mögen vielleicht einhundert geladene Gäste anwesend gewesen sein. Beim zweiten öffentlichen Event des Clusters mit dem sperrig-bescheidenen Namen „Cyber Security Tech Summit Europe 2019“ waren es – 2.100 (!) Teilnehmerinnen und Teilnehmer (davon 400 aus dem Ausland angereiste).
Im besten Sinne des Wortes ganz großes Kino im World Conference Center Bonn: Der Cyber Security Tech Summit Europe. Unter dem Motto „Feel the Cyber Security Heartbeat of Europe“ präsentierten sich die Mitglieder und Unterstützer des Cyber Security Cluster Bonn e. V. auf großer Bühne (https://cyber-security-cluster.eu/).
Ein Blick auf die Agenda und Referenten der Veranstaltung auf https://cyber-security-tech summit.eu lohnt sich tatsächlich auch rückwirkend. Merkfähige Bonmots muss man jedoch selbst erlebt haben, da keine Redemanuskripte zur Verfügung gestellt wurden. Hier z. B. eines von BSI-Präsident Arne Schönbohm: „Ein ungeschütztes Smartphone ist ein Stupidphone.“
Offenkundig trägt eine derart spektakuläre Präsentation ganz klar die Handschrift der Telekom. 2.100 Besucher erhielten zwei Tage lang kostenlosen Einlass bei freien Getränken und Snacks, konnten sich an Ständen von IT-Securityprodukt-Ausstellern und in teilweise hochspezialisierten Workshops informieren und natürlich die professionelle Bühnenshow mit ihrem kräftigen Schall- und Lumendruck genießen. Vermutlich fiele es jedoch auch niemandem auf, würde man die Videos und Bilder vom 3. Magenta Security Fachkongress im März 2018 („Das Gipfeltreffen der Branche“, vgl. www.magenta-security-kongress.de) jetzt zur aktuellen Berichterstattung gegen die vom März-Summit 2019 austauschen. So bleibt es abzuwarten, ob die Vorstellung von sechs Mitgliedern eines sogenannten „Weisenrates“ (allesamt Professoren) nach dem Vorbild der „Wirtschaftsweisen“ mehr Einfluss auf Politik und Wirtschaft bringen wird.
Der Bonner Bürgermeister hatte übrigens einen noch wichtigeren Termin als den Summit – er ließ sich per aufgezeichneter Videobotschaft zuschalten. Und die Pressekonferenz am ersten Tag des Summits war journalistischerseits seltsam schwach besetzt. Eine kurze Onlinesuche nach Pressemeldungen zum Summit unmittelbar einen Tag danach ergab ebenfalls ein sehr enttäuschendes Bild.
Nichtsdestotrotz, was namhafte Telekom-, Bitkom-, BSI-,- Bundeswehr-, IHK-, Fraunhofer-, Wirtschafts-, Universitäts- und Politikpromis hier formulierten, war im Kern folgende, sinngemäß wiedergegebene Botschaft: „Durch die Digitalisierung („Digitalization“) sind wir alle, privat und geschäftlich, in einen Krieg mit kaum fassbaren Angreifern geraten und gewillt, uns mit aller Kraft zu verteidigen.“
In Anlehnung an den unvergessenen SPIEGEL-Artikel, der 1962 die sogenannte Spiegel-Affäre auslöste und mit „Bedingt abwehrbereit“ überschrieben war, kommentiere ich den Spirit des Summits mit „Bestimmt abwehrbereit!“