Liebe Leserinnen und Leser,
haben Sie am Wochenende schon etwas vor? Dann hätte ich einen Tipp für Sie: Strandgut-Schatzsuche. Googeln Sie doch einmal, ob die bei der Frachterhavarie im Januar in der Nordsee verloren gegangenen 300 Container allesamt gesichert wurden. Falls nein: Ab nach Holland (bzw. in die Niederlande, je nachdem, welche Insel Sie bevorzugen). Dies bitte nur auf eigene Gefahr: Die Container könnten nämlich Gefahr- und Giftstoffe enthalten. Mit etwas Glück ergattern Sie vielleicht wertvolles Strandgut. Anders als in Deutschland, z. B. auf Borkum, wo das Einsammeln und Behalten des Strandgutes als Straftat gilt, können Sie das dann mitnehmen.
Noch ein Tipp, ein Buchtipp: Nehmen Sie das Buch „Vom Schlechten des Guten“ von Paul Watzlawick mit auf Ihre Spritztour. Das erhalten Sie gebraucht in einem der Onlineantiquariate bereits ab zwei Euro. Watzlawick ist ein österreichisch-amerikanischer Kommunikationswissenschaftler, der 1984 in eben diesem Buch beschrieb, warum Havarien mit Supertankern ab einer bestimmten Größe praktisch vorprogrammiert sind. Die Schiffe werden nämlich auf Basis einer falschen Annahme geplant und gebaut (wie vieles andere, gerade auch im Sicherheitsbereich, ebenso). Der Trugschluss besagt, dass „Mehr desselben“ wirtschaftlicher sei. Es ist wirtschaftlicher, Erdöl in einem Tanker mit doppelter Tonnage zu transportieren als in zwei halb so großen Tankern. Watzlawick wörtlich: „Mehr desselben stellte sich aber zur Verwunderung der Fachleute nicht als dasselbe heraus: Von einer bestimmten Wasserverdrängung ab benehmen sich diese Riesen anders, nämlich unberechenbarer als ihre kleineren Vorfahren.“ass das Prinzip „Mehr desselben“ bisweilen auch im Kleinen nicht funktioniert, zeigt unsere noch im letzten Editorial gewählte Abonnentenansprache: „Liebe Leserinnen und Leser“ lautete die gefettete Überschrift im letzten wie auch im vorletzten Heft. Für unser Content Management System (CMS) war das eindeutig eine nicht zu bewältigende Verdoppelung: Während wir die im vorletzten Heft gewählte Überschrift noch online stellen konnten, verweigerte das CMS schon im nächsten Heft seinen Dienst. Wir haben uns dann, um das CMS zu überlisten, einer sprachlichen Variante bedient: der Verwendung des kaufmännischen „&“ statt des „und“. Da wir jedoch in den Kategorien von Jahrzehnten denken und künftig nicht ständig völlig unsinnige Varianten erfinden wollten, um Sie anzusprechen (z. B. „Leserinnen + Leser), haben wir Ihre Ansprache letztendlich in den Beitragstext gezogen und die Überschrift geändert. Auch dieser Fall bestätigt also die Formel von Watzlawick, dass Mehr des Guten nicht unbedingt besser ist. Andererseits zeigt er, dass wir bei den Beiträgen des Sicherheits-Berater noch nie eine gleichlautende Überschrift veröffentlicht haben…