Liebe Leserinnen und Leser,
der Fachkräftemangel entpuppt sich in vielen Branchen als Gefahr für das Wirtschaftswachstum. Er ist aber gerade auch dabei, sich zu einem ernst zu nehmenden Sicherheitsproblem auszuwachsen.
Der Zusammenhang zwischen Fachkräftemangel und der dadurch entstehenden Bedrohung unseres Wirtschaftswachstums wurde bereits oft, ausführlich und faktengestützt erläutert (Beispiel: DIHK-Fachkräftereport 2021, Stand: November 2021, www.dihk.de). Mittlerweile steht er nicht nur bei Arbeitgebern auf der dringlichen Agenda, sondern ist allenthalben im Alltagsleben spürbar – allein die immer häufiger zu sehenden Aufkleber auf Handwerkerfahrzeugen („Kollege/In gesucht“), die Aushänge in den Geschäften oder die Stundenausfälle an Schulen sprechen für sich.
Die Firma Trellix (entstanden aus der Fusion von McAfee Enterprise und FireEye) verkündete am 1. Juni 2022 im kalifornischen San Jose, „dass sich der Arbeitskräftemangel auf die Fähigkeit ihrer Unternehmen auswirkt, immer komplexere Informationssysteme und -netze zu sichern.“ (www.trellix.com, Kurzlink https://bit.ly/3CTgIdX). Nun gut, das war eine marketinggetriebene Aussage, wenn-gleich sie kaum zu bezweifeln ist. Allerdings hängt die Unternehmenssicherheit durchaus nicht nur von hochqualifizierten Informatikern ab, sondern vor allem auch von Personal auf weiter Flur, das noch die Fähigkeit besitzt, eine Einbruchmeldeanlage, eine Personenvereinzelung oder ein Videoüberwachungssystem zu installieren, zu warten und zu bedienen. Errichter jammern hinter vorgehaltener Hand (um potenzielle Kunden nicht zu verschrecken), dass sie ihre Angebote und Leistungen kaum noch erbringen können.
Das Beispiel Passagier- und Gepäckabfertigung am Flughafen hat ja bereits eindrucksvoll gezeigt, welches Chaos ausbrechen kann, wenn Personal mit vergleichsweise niedriger Qualifikation (eigentlich keine „Fachkräfte“ mit abgeschlossener Berufsausbildung) wegbleibt. In allen neun für die Sicherheit der Bevölkerung unverzichtbaren KRITIS-Sektoren – nicht nur in der Sicherheitswirtschaft – sind ungelernte, angelernte, ausgebildete und hochqualifizierte Menschen gefragt, die mittelbar oder unmittelbar Sicherheitsaufgaben übernehmen und – immer öfter fehlen.
Der Fachkräftemangel wirkt sich auch bereits in Deutschlands Leitstellen auf die Sicherheit aus – selbstredend nicht nur auf die eigene, sondern vor allem auf die der Kunden. Wenn Leitstellendienstleister 300 Kunden betreuen und ihre Leitstellenplätze nicht mehr vollständig besetzen können, droht Ungemach. Dass die Leitstellen über Schwierigkeiten berichten, lange geordertes Spezialmobiliar wie höhenverstellbare Tische oder IT-Bausteine zu erhalten, sei nur am Rande erwähnt.
Bei dem Sicherheitsdefizit, das sich da abzeichnet, sehnt man sich fast nach künstlicher Intelligenz und Roboting. Auf der Security Essen liefen ja bereits diverse Roboterhunde mit Sicherheitsaufgaben durch die Gänge …