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Editorial

Heilige Corona, hilf!

Ausgabe 7/2020
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Ausgabe 7/2020
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Liebe Leserinnen und Leser,

absurder als in diesen Tagen kann das Leben kaum sein. Dagegen helfen: erstens, die Lektüre von Albert Camus. Zweitens, das Nicht-weiterverbreiten von (Viren und) Nachrichten unbekannter Provenienz. Und, drittens, für die Gläubigen unter Ihnen, das Anbeten der Heiligen Corona (vermutlich 160 bis 177 n. Chr.).

Was soll man als Redakteur einer Fachzeitschrift, die nur alle zwei Wochen erscheint, noch Sinnvolles über Corona schreiben, wenn die Dynamik der Ereignisse alle Neuigkeiten und Ratschläge innerhalb weniger Stunden überholt bzw. alles schon an anderer Stelle zu lesen war? Versuchen wir es einmal mit zeitloser Kultur:

Sollte Corona Sie in die Quarantäne treiben, sind die Werke von Albert Camus, dem großen Philosophen des Absurden, ein probates Mittel gegen Langeweile, Weltschmerz und Zweifel an der Sinnlosigkeit des Lebens. Vor allem Atheisten, Hypochonder und awarenessfrustierte Sicherheitsverantwortliche können davon profitieren. Ich empfehle zum Einstieg Camus’ überschaubar langen Essay „Der Mythos des Sisyphos“. Darin kommt Camus zu dem Schluss, Sisyphos sei trotz seines bedauernswerten Schicksals (er musste z. B. Wasser in Fässer ohne Boden füllen) glücklich. Sehr aufbauend, derart gefestigt können Sie sich danach im Internethandel sogleich auch „Die Pest“ von Camus bestellen. Das braucht jedoch deutlich bessere Nerven.

Ganz gleich, ob infiziert oder noch kerngesund unterwegs, empfehle ich, keine Social-Media-Meldungen aus ungeprüfter Quelle weiterzuverbreiten. Der Hinweis erfolgt, weil die Verlockung extrem groß ist – vor allem, wenn glaubwürdig klingende Fakenews von Freunden und Bekannten stammen. Selbst Journalisten, die tagtäglich die Glaubwürdigkeit von Nachrichten recherchieren müssen, tun sich damit schwer, die Spreu vom Weizen zu trennen, wenn sie aus dem privaten Umfeld Nachrichten nach dem Muster „Unter uns … “ oder „eine Bekannte von mir sagte …“ erhalten. Aber: Fünf Minuten Zeit für die Gegenrecherche im Internet sollte man sich immer gönnen. Die Verbreitung von Unsinn, den wir spontan als sinnhaft wahrnehmen, verschärft die Krise. Daher auch unser Hinweis auf Seite 131, mit dem wir einen Beitrag als Aprilscherz outen.

Hat man die Zeit oder die Möglichkeit zur Prüfung gerade nicht, sollte der Klick auf den Teilen-Button vorsorglich unterbleiben. Im Zweifelsfall empfiehlt es sich, nur Informationen aus glaubwürdiger, möglichst aus „privilegierter“ (also meist amtlicher) Quelle weiterzuverbreiten. Der niedersächsische Innenminister Boris Pistorius forderte angesichts der jüngsten Zunahme von Falschnachrichten und Halbwahrheiten sogar die Bestrafung der Absender. Schon sind wir wieder beim Thema Absurdität: Strafe, wenn ich die vermeintlich vertrauensvolle Whatsapp-Nachricht einer Sportsfreundin an einen Kumpel weiterleite? Ist das nicht Privatsache? Ist es leider nicht.

Bleibt, drittens, zu guter Letzt noch das stille Gebet für diejenigen, die an die Wirksamkeit himmlischer Krisenbewältigung glauben. Hier bietet sich die Heilige Corona als Adressatin an, die – ausgerechnet – als Seuchenschutzpatronin gilt. Wie gesagt, absurd … Bleiben Sie sicher und gesund!

Schwerpunkte:

Ausgabe 7/2020
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