Liebe Leserinnen und Leser,
der Sitz von Verlag und Redaktion des Sicherheits-Berater ist Bonn-Endenich, knapp 30 Kilometer von der Rheinmetropole Köln entfernt. Die Sperrung von drei Rheinbrücken im Kölner Stadtgebiet sowie angrenzender Straßen im Zuge einer Bombenentschärfung am 4. Juni wirkte sich ähnlich auf die Verkehrslage in der Bundesstadt aus wie die zeitgleiche Vollsperrung der Autobahn 565 zwischen den Anschlussstellen Bonn-Endenich und Bonn-Nord. Doch dieses Großprojekt im Dienste der Sicherheit hatte noch weitaus dramatischere Dimensionen: Unter anderem musste die Kölner Innenstadt vorsorglich evakuiert werden – laut Ralf Mayer, dem Leiter des Kölner Ordnungsamtes, ist sie „die am dichtesten besiedelte Innenstadt in ganz Europa“.
Auf der Köln-Deutzer Werft waren am Montag, dem 2. Juni, drei Weltkriegsbomben gefunden worden. Für deren Entschärfung und Bergung bereits am darauffolgenden Mittwoch wurde ein Evakuierungsradius von 1.000 Metern festgelegt. Zu den Auswirkungen gehörten unter anderem:
- Sperrung der Hohenzollernbrücke, Deutzer Brücke und Severinsbrücke,
- Zeitweilige Schließung des ICE-Bahnhofs Messe/Deutz,
- Sperrung des Luftraums für den Zeitpunkt der Entschärfung,
- 58 Hotels, mehrere Pflegeheime, Krankenhäuser, Kitas, Schulen, Museen und das Kölner RTL-Studio waren betroffen,
- Evakuierung von über 20.000 Menschen – die höchste Zahl seit 1945,
- Großveranstaltungen, die in der Lanxess-Arena, dem Musical Dome und in der Philharmonie an dem Tag stattfinden sollten, wurden abgesagt oder wurden ver-schoben,
- 15 Paare, die sich an diesem Mittwoch im Historischen Rathaus in der Kölner Altstadt trauen lassen wollten, mussten stattdessen nach Porz ausweichen.
Der Kampfmittelbeseitigungsdienst der Bezirksregierung Düsseldorf (KBD) und das Ordnungsamt der Stadt Köln waren vor Ort. Eine ihrer zahlreichen Herausforderungen: Die Behördenvertreter mussten überprüfen, ob wirklich alle Wohnungen leer waren. Erst als sie „grünes Licht“ gaben, konnte mit der eigentlichen Arbeit begonnen werden.
Der Faktor Mensch
Und genau hier ergab sich trotz offensichtlich vorzüglicher Vorbereitung und Krisenmanagement ein Problem: Ein Bewohner in der Kölner Altstadt weigerte sich, seine Wohnung zu verlassen und verzögerte damit den Beginn der Entschärfung.
Happy End: Gegen 19.19 Uhr hatten Spezialisten des KBD schließlich alle Funde unschädlich gemacht. Dabei handelte es sich um zwei 20-Zentner-Bomben und eine Zehn-Zentner-Bombe mit Aufschlagzündern. Die Evakuierten konnten im Anschluss in ihre Wohnungen oder Einrichtungen zurückkehren.