Unter dem erläuternden Untertitel „Deliktspezifische Betrachtung zum Wohnungseinbruchdiebstahl“ hat Stanislaus Wagner bei der Hochschule für Polizei und öffentliche Verwaltung NRW, Abteilung Köln (HSPVNRW) die im Folgenden für Sie kurz vorgestellte Abschlussarbeit vorgelegt.
Sicherheitsforschung dient der Sicherheit in der Zukunft. In dieser Serie stellen wir an der HSPVNRW eingereichte Abschlussarbeiten vor, deren behandelte Themen besonderes Potenzial zeigen, die Welt sicherer zu machen.
Schon die Einleitung gibt einiges an Spannung her: „Aufgrund der historisch einmaligen Preisentwicklung im Strommarkt sahen wir uns zu unserem ausdrücklichen Bedauern gezwungen, alle Stromlieferverträge (…) zu beenden.“ Das Zitat entstammt einem Anschreiben des Stromanbieters Stromio an fast 150.000 Kunden und dient der Examensarbeit zur Verdeutlichung der unter anderem durch die Corona-Epidemie befeuerten Entwicklungen, in deren Verlauf Börsenkurse kollabierten und Anbieter über um mehr als 400 Prozent erhöhte Beschaffungspreise stöhnten – und in der beschriebenen Weise an ihre Kunden weitergaben. Vor einem solchen Hintergrund boomten Photovoltaikanlagen (PVA), die bei Käufen von Fertighäusern bestimmter Hersteller (z. B. Weber oder Streif) vom Anbieter sogar gleich gratis hinzugefügt wurden. Typischerweise haben diese PVA eine Internetanbindung – zur Auswertung von Stromverbrauch und -erzeugung, aber auch zu Zwecken der Fernwartung.
Autor Wagner: „Durch wenige Klicks lässt sich der komplette Energieverbrauch ermitteln und steuern. Sollte ein Problem mit der Photovoltaikanlage auftreten, besteht die Möglichkeit, dass die installierende Elektrofirma vom Endverbraucher kontaktiert wird und diese anschließend über das vorhandene Portal der installierten Anlagen eine Störungsprüfung durchführt. Genau an diesem Punkt setzt die vorliegende Arbeit an. Vom Erkenntnisinteresse des Autors getragen, wird sich damit befasst, ob diese Daten abgefangen werden können, um eine gezielte Straftat zum Nachteil des betreffenden Haus- bzw. Wohnungsinhabers zu begehen. Die Rede ist von einem planmäßigen Wohnungseinbruchsdiebstahl (WED), nachdem in Echtzeit herausgefunden wurde, ob sich der Hauseigentümer im Hause befindet oder nicht. Sollte der Energiebedarf eines Hauses am Tag gegen Null tendieren oder wird der größte Teil des Stroms in das öffentliche Stromnetz eingespeist, so kann davon ausgegangen werden, dass der Hauseigentümer nicht anwesend ist. Denkbar ist auch das Studieren eines Intervalls, an dem das Haus den geringsten Energieverbrauch hat. Anhand einer Internetrecherche mit „Google-Trends“ konnte der Autor der vorliegenden Bachelorarbeit dabei retrograd feststellen, dass die Suchbegriffe „Einbruch“ als auch „Photovoltaik“ seit 2004 eine hohe Bedeutsamkeit in NRW genießen.“
Mehr soll an dieser Stelle von der lesenswerten Arbeit, die auch einen empirischen Teil mit Interviews enthält, gar nicht vorweggenommen werden. Sie kann hier im Volltext studiert werden: https://osf.io/cj5x9/
Zum Interview “Im Gespräch mit Stanislaus Wagner”