Liebe Leserinnen und Leser,
haben Sie eine Haftpflichtversicherung? Wann haben Sie diese zum letzten Mal in Anspruch nehmen müssen? Ist schon lange her? Dann ist sie doch unnötig und könnte gekündigt werden – oder?
„Es kommt nicht darauf an, die Zukunft vorauszusehen, sondern auf die Zukunft vorbereitet zu sein.“. Dies sagte Perikles, ein griechischer Staatsmann, vor gut 2500 Jahren. Spätestens seit 1990 scheint die Allgemeinheit, sowohl in Politik als auch in weiten Teilen der Wirtschaft, diesen Satz vergessen zu haben. Es gilt das Motto „There’s no glory in prevention“, das dem britischen Epidemiologen Geoffry Rose (1926 – 1993) zugeschrieben wird.
Im Dezember 1991, am Ende meiner Grundausbildung bei der Bundeswehr, wurde ich gefragt, warum ich Zeitsoldat werden wolle, es wäre doch jetzt alles friedlich in Europa. An meine Antwort kann ich mich bis heute erinnern: „Heute ja, aber weiß ich, wie es in 20 oder 30 Jahren aussieht?“. Unterbewusst scheint mir damals schon klar gewesen zu sein, dass man Vorsorge für unwahrscheinliche, aber potenziell schwerwiegende, Ereignisse treffen muss. Andere, die mehr Verantwortung als ich trugen, sahen das offensichtlich anders.
Scheinbar nicht zwingend Notwendiges wurde abgeschafft, da es nicht mehr benötigt wurde und ja nur Geld kostet. Um uns herum nur noch Freunde, die Lieferketten aufgrund der zunehmenden Globalisierung und der damit verbundenen gegenseitigen Abhängigkeit sicher. Wozu braucht man da noch Sirenen? Oder Vorräte, Bunker, Notstromaggregate, eine effektive Luftverteidigung?
Und dann braucht es nur ein unsichtbares Virus und einen lupenreinen Anti-Demokraten, um diese (Schein-)Sicherheiten über den Haufen zu werfen. Und wir stehen da, in kurzen Hosen und mit Holzgewehr.
Die Wirtschaft hat es nicht unbedingt besser gemacht. Teile der Produktionen wurden ausgelagert, „just in time“-Produktion ersetzte Lagerhaltung. Alles wurde zugunsten der Rendite und des Shareholder Values optimiert. 30 Jahre hat unsere Gesellschaft gut von diesen Einsparungen und Optimierungen gelebt. Jetzt fordert diese „Friedensdividende“ ihr Geld zurück. Mit Zinsen.
Plötzlich müssen Politik und Wirtschaft konstatieren, dass Krisenmanagement und Resilienz kein unnötiger Luxus sind, die nur von Schwarzsehern und Berufspessimisten als notwendig erachtet werden. Das Kritis-Dachgesetz, das trotz aller Unkenrufe irgendwann verabschiedet werden muss, schreibt Unternehmen und öffentlichen Stellen die Pflicht zur Resilienz sowie Maßnahmen des Krisen-managements vor.
Sofern noch nicht geschehen, bereiten Sie sich und Ihr Unternehmen auf die Zukunft vor. Etablieren Sie ein Notfall- und Krisenmanagement und denken Sie über Maßnahmen nach, um negative Ereignisse möglichst unbeschadet überstehen zu können. Der Sicherheits-Berater gibt in diesem Schwerpunktheft wieder einmal Denkanstöße und Praxishinweise zu diesen Themen.