Es ist ein Worst-Case-Szenario für jedes Unternehmen: „Stromausfall“. Lichter gehen plötzlich aus, Bildschirme gehen aus, Maschinen stehen still, Telefongespräche verstummen und Aufzüge bleiben stecken. Die Schäden, die dadurch entstehen, fallen je nach Unternehmen und Branche unterschiedlich groß aus. Wer sich für den Ernstfall rüstetet, ist dementsprechend gut vorbereitet und kann ein solches Ereignis besser managen.
Die Energieversorgung kann prinzipiell auf drei verschiedene Arten beeinflusst werden:
- Der Stromausfall tritt aufgrund eines lokalen Ereignisses ein – die Hauptursache hierfür ist neben wetterbedingten Einflüssen oft auch ganz einfach die, dass bei Baggerarbeiten ein Stromkabel beschädigt wird. Die Wiederherstellung der ausgefallenen Energieversorgung erfolgt in der Regel schnell.
- Es kommt zu einem Strommangel, wenn für eine längere Zeitspanne der Strombedarf größer ist als das aktuelle Stromangebot. Diese Maßnahmen können je nach Ausprägung des Strommangels getroffen werden: Der Appell zur Stromeinsparung, Stromkontingentierung oder eine zyklische Stromabschaltung. Die Dauer eines solchen Ereignisses ist sehr unterschiedlich, je nach Schwierigkeit von Tagen bis Monaten. Können z. B. durch starke Stürme oder Windflauten Windkraftanlagen im großen Stil nichts Produktives zur Einspeisung beitragen, können solche Ungleichgewichte entstehen.
- Der Blackout kommt zustande, wenn das komplette Stromnetz ausfällt. Dies wiederum ist der Fall, wenn ein sehr großes Kraftwerk unvorhergesehen komplett wegfällt und dadurch die Netzfrequenz auf einen Richtwert unter 49,5 Hz abfällt. Das führt zu einer kompletten Abschaltung.
- Ein weiterer Fall ist ein gezielter Hackerangriff auf das Stromnetz bzw. einen Energieversorger. Wie lange die Einschränkungen dauern, hängt von dem konkreten Ereignis ab. Bis zur endgültigen Behebung kann es Monate dauern.
Da Energieausfälle oft auf eine der beschriebenen drei Arten zurückzuführen sind, sollte jede von ihnen für das Unternehmen betrachtet sowie individuell bewertet werden. Hierbei gibt es wiederum drei wesentliche Punkte, die als grundsätzlich relevant gelten:
1. Notstromversorgung sicherstellen
Ziel ist es, die missionskritischen (für eine Mission, ein Vorhaben von entscheidender Bedeutung) Prozesse eines Unternehmens bei einem Energienetzausfall für eine gewisse Zeitspanne aufrechtzuerhalten und somit handlungsfähig zu bleiben. Die Konzeption einer Notstromversorgung ist ein essenzieller Bestandteil. Beim Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe gibt es den Leitfaden für die „Notstromversorgung in Unternehmen und Behörden“, welcher 72 Stunden Ausfallzeit der Energieversorgung berücksichtigt. Der Grund für diese große Überbrückungszeit ist, dass in dieser Zeit auch der Kraftstoff nachgetankt werden kann, falls der Ausfall länger als drei Tage anhält. Der Aufstellort der Notstromversorgung sollte an einem sicheren Ort sein, sodass er vor Unbefugten geschützt ist. Zudem sollte der Standort auch vor den örtlichen Naturgegebenheiten geschützt sein – was bringt eine Notstromversorgung im Keller, wenn dieser überflutet ist? Wenn die Notstromversorgung nicht direkt permanent vor Ort möglich ist, könnte diese über eine Fremdeinspeisung erfolgen per mobile Netzersatzanlage. Dies ist jedoch einerseits von der Verfügbarkeit im Katastrophenfall abhängig, andere Unternehmen stehen auf einer Priorisierungsliste möglicherweise weiter oben. Und andererseits muss man ein mobiles Aggregat auch irgendwo anschließen können und die Kabel an diesen Anschlusspunkt verlegen. Sinnvoll ist es also, im hochwassergeschützten Bereich einen Anschlusspunkt in der Nähe eines möglichen Aggregatstandortes vorzusehen.
2. Die Analyse der Geschäftsprozesse
Die meisten Unternehmen sind von Strom essenziell abhängig. Durch die immer weiter zunehmende Digitalisierung und Automatisierung sowie die voranschreitende Elektromobilität ist der Strom noch viel stärker in den Fokus gerückt. In einer Business-Impact-Analyse müssen die folgenden Aspekte betrachtet werden:
- Identifizierung der Geschäftsprozesse, die zwingend weiterlaufen müssen, um den Schaden möglichst gering zu halten.
- Die festgestellten Geschäftsprozesse aus dem vorherigen Punkt sind darauf zu prüfen, inwieweit die eingesetzten Ressourcen zwingend auf Strom angewiesen sind.
- Ermitteln der Auswirkungen auf die Geschäftsprozesse und Ressourcen bei einer zyklischen Stromabschaltung. Können alternative Lösungen eingesetzt werden, um die Prozesse aufrechtzuerhalten?
- Gibt es Geschäftsprozesse, die nur temporär von Strom abhängig sind in Bezug auf die Tages- oder Jahreszeit?
3. Betreuung des Personals
Da bei einem Energienetzausfall die herkömmlichen fest installierten Kommunikationswege ausfallen, ist sicherzustellen, dass das Personal die Alternativen kennt und auch in Anspruch nimmt. Dies könnte mithilfe von kurzen Checklisten (Papierform), die die wesentlichen Schritte beinhalten, geschehen. Hierbei ist zu beachten, dass nicht nur die Erstinformation an das Personal geschieht, sondern auch der weiterführende Informationsfluss weitergegeben wird. Kann der Betrieb nicht aufrechterhalten werden, ist dies ebenfalls den Mitarbeitern mitzuteilen. Sollten Möglichkeiten existieren, wie das Personal aktiv an der Aufrechterhaltung des Betriebes mitwirken kann, sollten diese bedacht werden.
Und noch eine abschließende Empfehlung: Da der Ernstfall in der Regel selten vorkommt, ist es sinnvoll, das erarbeitete Konzept regelmäßig zu testen. So können erkannte Schwachstellen im Anschluss behoben werden. Zudem ist gewährleistet, dass das Konzept stetig verbessert wird und für den Ernstfall Sicherheit gewonnen wird.