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Leitstellen – erklärt.

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Bernd Zimmermann

“Nicht wie ein Callcenter, viel wichtiger.”

bz: Herr Loibl, Sie haben kürzlich nahezu eine komplette Schwerpunktausgabe des Sicherheits-Berater, der von Sicherheits-Profis gelesen wird, mit fachlich anspruchsvollen Inhalten gefüllt. Können Sie auch dem interessierten Laien erklären, was eine Leitstelle ist und wozu sie dient – vielleicht mit Hilfe von Beispielen?

pl: Gern. Allerdings bedeutet Leitstelle nicht gleich Leitstelle. Da gibt es ja eine unglaubliche Vielzahl an unterschiedlichen Einsatzweisen. Viele Leserinnen und Leser werden die Feuerwehrleitstellen ihrer Stadt kennen. Wach- und Sicherheitszentralen dürften die meisten Arbeitnehmer in größeren Unternehmen kennen – vor allem bei produzierenden Unternehmen mit Werkschutz und manchmal einer Betriebs- bzw. Werkfeuerwehr. Notruf- und Serviceleitstellen ist ein Begriff, der immer mehr Eingang findet, auch weil er sich in der Normungswelt abbildet. Monitoringcenter sieht man immer wieder, z. B. im Zusammenhang mit Reportagen über Cyberangriffe. Verkehrsleitstellen mag auch der eine oder andere schon einmal gesehen haben. Leitstellen sieht man auch immer wieder im Fernsehen, spätestens wenn eine Weltraumrakete in den Orbit geschossen wird. Was leider oft im Gedächtnis hängen bleibt, ist das Bild von hochkonzentriert ausschauenden Personen, die mit einem Headset vor einer Monitorwand sitzen, irgendwelche Knöpfe drücken und sich unterhalten.

bz: Warum bedauern Sie dieses Bild?

pl: Weil es sich offenbar immer noch nicht weit genug herumgesprochen hat, dass es keinen Sinn macht, einen Menschen vor viele Monitore zu setzen und diese überwachen zu lassen. Die menschliche Wahrnehmung ist dafür nicht entwickelt und ausgelegt. Versuchen Sie selbst einmal konzentriert nur zwei unterschiedliche Videosequenzen eine Weile lang zu verfolgen. Es funktioniert nicht …

bz: Und was heißt das jetzt für Leitstellen?

pl: Mindestens zwei Dinge: Erstens gilt nicht das Prinzip, möglichst viele Bilder gleichzeitig zu sehen, sondern die Alarm- und Meldungsinformationen, die gerade wichtig und kritisch sind. Und dazu gehören alarm- und ereignisorientiert die richtigen Bilder für eine effektive Alarmbearbeitung. Zweitens leitet sich daraus ab, dass viele Monitore und viele Bilder in einer Leitstelle nicht zwingend ein Ausdruck von Effektivität sind.

bz: Leitstellen werden oft mit Callcentern verglichen. Ist dieser Vergleich passend?

pl: Auf den ersten Blick könnte man das fast meinen. Auf den zweiten Blick wird aber klar, dass es sich um zwei Paar Schuhe handelt. Im Gegensatz zu Sicherheitszentralen wickeln Callcenter typischerweise keine sicherheitsrelevanten und hochverfügbaren Tätigkeiten ab. In Leitstellen üben die Mitarbeiter kritikale Funktion aus. Es geht also nicht ums Verkaufen oder um Beratung, sondern typischerweise um das Aufrechterhalten von Betriebs- und Geschäftsprozessen und die Bewältigung von Notsituationen oder Gefahrenlagen.

Deshalb sind die baulichen, technischen und funktionalen Anforderungen auch sehr unterschiedlich. Ein Callcenter wird in der Regel kein großartiges Schutzzonenmodell mit Sicherheitskonzept benötigen. Eine Sicherheitszentrale sehr wohl.

bz: Ich erinnere mich an einen Besuch im ehemaligen Regierungsbunker in Bad Neuenahr-Ahrweiler. Dessen Leitstelle war einerseits atombombensicher und andererseits kam mir die Einrichtung dort extrem spartanisch vor. Vermutlich eine militärische Besonderheit?

pl: Nicht unbedingt. Der Regierungsbunker hat seit Fertigstellung 1971 fast 50 Jahre auf dem Buckel, die Ausstattung ist nach heutigem Maßstab deshalb natürlich im wahrsten Sinne des Wortes museumsreif. Zum anderen sollte der Bunker als letzte Rückzugsebene im Kalten Krieg herhalten, da geht’s nicht um Luxus, sondern um Minimalismus. Ein Ansatz, den man auch heute berechtigterweise auf Ausweich- und Redundanzleitstellen oder Ausweicharbeitsplätze andenken darf. Es geht darum, die zuletzt noch erforderlichen Funktionen am Leben zu halten, Luxus steht da nicht an erster Stelle.

bz: Können Sie die modernste Leitstelle benennen, die Ihnen spontan einfällt? Und was ist daran so fortschrittlich?

pl: Ich wüsste mehrere modernste Leitstellen, wenn man Selbstaussagen der Firmen und Organisationen glaubt (Anm: Peter Loibl zwinkert mit den Augen). Meiner Meinung nach geht es nicht darum, die modernste Leitstelle zu haben, sondern vielmehr eine Leitstelle, die genau auf die eigenen Anforderungen und Funktionen angepasst ist. Wenn eine Leitstelle die betrieblichen Bedürfnisse optimal abbildet, dann ist sie auch modern. Da zählt in meinen Augen nicht immer die Technik an erster Stelle.

bz: Welche Ausbildung oder welchen Beruf sollte man mitbringen, um einen Job in einer Leitstelle oder Sicherheitszentrale zu ergattern?

pl: Ergattern? Die Zeiten waren einmal. Heute geht es vielmehr darum, das geeignete Personal zu rekrutieren und zu qualifizieren. Dieses Dilemma haben nicht nur die klassischen Wach- und Sicherheitsdienstleister, sondern auch die unternehmenseigenen Sicherheitsorganisationen. Eine gute Basis ist sicherlich praktische Erfahrung zu Sicherheitstätigkeiten und dann eine spezialisierende Qualifikation, zum Beispiel zur NSL-Fachkraft.

bz: Sehen Sie auch Anforderungen an die Konzeption und Planung von Sicherheitszentralen?

pl: Natürlich. Ich bin der festen Meinung, dass Leitstellenplanung eine Spezialdisziplin ist. Es geht um Widerstandswerte, Wände, Fenster und Türen. Es geht um Raumausbau und ergonomische Arbeitsplatz- und Leitstellengestaltung. Es geht um spezialisierte IT-basierte Leitstellen- und Kommunikationssysteme. Und es geht, was häufig nicht gesehen wird, um die technische Infrastruktur, die die Leitstelle am Laufen hält. Strom, Klima und Lüftung müssen nicht nur da sein, sondern müssen immer, also unterbrechungsfrei da sein. Da kommen bewährte Hochverfügbarkeitsansätze der RZ-Planung ins Spiel. Und natürlich müssen die Daten sicher verarbeitet und gehandhabt werden. Das ist das Themenfeld von Informationssicherheit und Datenschutz. Nur wenn das alles in vernünftiger Weise da ist, wird die Leitstelle Ihre Aufgaben gut erfüllen können.

bz: Gibt es bei dieser Menge an Themen auch eine Art Leitfaden?

pl: Einfach den Sicherheits-Berater lesen, nicht nur ausgewiesene Hefte und Ausgaben zu Leitstellen. Aktuelle Themen, Entwicklungen und Infos gibt es das ganze Jahr über. Und wir bei VZM haben die Aufgabenvielfalt einmal in einem Planungsposter übersichtlich dargestellt. Das Ganze kann gut als RoadMap genutzt werden, damit nichts hinten runter fällt. Wer mag, kann sich das kostenlos bestellen via Bestellung@TeMedia-Verlag.de.

bz: Vielen Dank für das Gespräch, Herr Loibl.

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