Der Untertitel des oben genannten Buches lautet: „Alles beginnt aus einem Grund“. Darin geht der Autor der Frage nach, wie Fehler (bzw. Fehler, die Unfälle verursachen) entstehen, warum wir diese Fehler überhaupt machen und wie wir zweckmäßiger damit umgehen können. Geschrieben hat es Eckard Jann, der sich hier nicht nur als Autor, sondern auch als erfahrener Flugkapitän, Trainer, Berater und Sicherheitsmanager vorstellt.
Jann knöpft sich Unfälle (z. B. Challenger-Explosion, Boeing-Absturz, Tschernobyl-Kernschmelze, Aibling-Zugunglück) vor und analysiert Fehlerketten rückwärts bis hin zum FEHLER EINS. Dabei erklärt er mit Hilfe zahlreicher wissenschaftlicher Erkenntnisse (z. B. optische Täuschung, Confirmation Bias, Decision Fatigue, Efficiency Thoroughness Trade-Off, Safety Myopia etc.) deren Zustandekommen, ohne sich im akademischen Intellektuellenjargon zu verlieren. Aufgelockert werden seine lesefreundlichen Ausführungen durch zahlreiche Grafiken, klug ausgewählte Zitate und verständliche Zusammenfassungen.
Besonders erfreulich ist die Aufklärung des Autors, was den Unterschied zwischen Gefahr und Risiko betrifft. Aus seinen Vorträgen und Schulungen brachte er nämlich die Erkenntnis mit, dass die Unterscheidung vielen Menschen recht schwer fällt. Ist eine spiegelglatte Straße nun eine Gefahr oder ein Risiko? Die Auflösung von Jann sei an dieser Stelle verraten: „Die Gefahr ist vorhanden. Ein Risiko besteht erst, wenn ich mich dieser Gefahr aussetze. Und nicht nur das. Risiko kann ich sogar beeinflussen.“
Einziger Anlass zu konstruktiver Kritik: Es fehlt ein Stichwortverzeichnis. Das würde das Wiederauffinden interessanter Textstellen, die man später noch einmal Nachschlagen möchte, erleichtern. Davon abgesehen sei auch einmal dem Verlag ein Kompliment für die gelungene Gestaltung ausgesprochen. Es gibt Bücher, die man als jemand, der sich für Sicherheitsthemen interessiert, in einem Rutsch von der ersten bis zur letzten Seite durchliest. FEHLER EINS gehört dazu. Deshalb darf ich das Buch für Sicherheitsverantwortliche uneingeschränkt zu empfehlen.