Liebe Leserinnen und Leser,
das Antwortschreiben des Bundeministeriums des Innern, für Bau und Heimat an Anke Domscheit-Berg vom 17.12.2020, Arbeitsnummer 12/181 (http://mdb.anke.domscheit-berg.de, Kurzlink https://bit.ly/3a3OqOy ) fiel ziemlich ernüchternd aus …
Die Bundestagsabgeordnete hatte angefragt, wie viele Rechenzentren die Bundesministerien und ihre Geschäftsbereiche heute betreiben und wie viele dieser das Umweltzeichen „Der Blaue Engel“ entsprechend DE-ZU 161 erfüllen. Die Antwort: Die Behörden und Einrichtungen der unmittelbaren Bundesverwaltung betreiben zurzeit 177 Rechenzentren. Gegenwärtig erfüllt nur das Rechenzentrum des Bundesamtes für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) in Hamburg alle Kriterien des Blauen Engel (mit Verweis auf www.blauer-engel.de, Kurzlink https://bit.ly/3om2szU ).
Den Blauen Engel für energieeffiziente Rechenzentren gibt es seit 2011. Der aktuelle Kriterienkatalog stammt aus dem Jahre 2019. Neben dem benannten Rechenzentrum des Bundes gibt es nur noch zwei weitere in Deutschland, die alle Kriterien erfüllen. Frau Domscheit-Berg fordert, dass die Bundesregierung ihre Verantwortung für den eigenen CO2-Fußabdruck auch im IT-Sektor übernehmen und zudem die Zahl ihrer Rechenzentren erheblich verringern solle!
Was aus den Zeilen nicht hervorgeht: Warum betreibt der Bund überhaupt die große Anzahl von Rechenzentren? Warum verfügen so wenige Rechenzentren über die Auszeichnung „Der blaue Engel“? Und: Welche Anwendungen laufen in welchen Rechenzentren? Werden alle Anforderungen an die Sicherheit, die Betriebssicherheit und Verfügbarkeit erfüllt? Sind kritische IT-Anwendungen gegen Angriffe von außen ausreichend geschützt? Wie werden Redundanzen abgebildet? Wie groß sind eigentlich die als Rechenzentren aufgezählten Räume? Aus Sicht des Verfassers wäre da ein Blick in die Normenreihe DIN EN 50600 und Fragen zu deren Umsetzung in bestehenden bzw. neuen IT-Räumen angebrachter gewesen. Und sind nicht die Flügel des Blauen Engels heute schon lahm, wenn in 10 Jahren Kriterienkatalog nur drei Rechenzentren diese Anforderungen erfüllen? Wie können Anforderungen „Das RZ muss seinen Strombedarf zu 100 % aus erneuerbaren Energien wie Wasserkraft, Photovoltaik, Windkraft oder Biomasse decken.“ oder „Die im RZ eingesetzten Server müssen im Durchschnitt über einen Zeitraum von 12 Monaten eine mittlere CPU-Auslastung von mindestens 20 Prozent erreichen.“ insbesondere in bestehenden, teilweise neuen Datacentern umfänglich und ohne Nebenwirkungen anderer Prozesse und Anforderungen umgesetzt werden? Nur die Erfüllung aller Kriterien führt zum Zertifikat! Deshalb sollte nicht die Erfüllung eines einzelnen Kriteriums das Maß aller Dinge sein. Neben dem soliden CO2-Fußabdruck sollten alle Anforderungsfacetten des IT-Betriebes erfüllt werden, vor allem die der Sicherheit und Verfügbarkeit als wichtigste Anforderungen an ein Rechenzentrum.