Man neigt bisweilen zu der Annahme, Strom sei so etwas wie Licht und Luft, also immer da. Der schon etwas betagte, aber diesbezüglich hochaktuelle Bericht des Deutschen Bundestages zum TA-Projekt „Gefährdung und Verletzbarkeit moderner Gesellschaften am Beispiel eines großräumigen und langandauernden Ausfalls der Stromversorgung“ (googeln nach „Drucksache 17/5672) bringt es auf den Punkt:
„Gerade, weil in den meisten fortgeschrittenen Staaten die Stromversorgung relativ zuverlässig über lange Zeiträume funktioniert und nahezu alle technischen Systeme und sozialen Handlungen auf dieser relativen Verlässlichkeit aufbauen, steigt die Verletzbarkeit. Dieses »Verletzlichkeitsparadox« bedeutet, dass, wenn Versorgungsleistungen zunehmend weniger störanfällig organisiert werden, sich jede Störung von Produktion, Vertrieb und Konsum der Versorgungsleistungen umso stärker auswirkt.“
etwas unvorsichtig zu werden. Die Floskel „Der Strom kommt aus der Steckdose“ zeigt eine gewisse Unbekümmertheit.
Eine Schweizer Tiefbaufirma, die vor einigen Wochen ein paar Straßenzüge in Köpenick elektrotechnisch lahmlegte, zeigt die Relevanz des Themas. Anderseits ist unsere Versorgung alles andere als fragil. Die letzten Großereignisse waren die schlecht geplante Abschaltung der Ems Querung im November 2006 und das Münsterländer Schneechaos ein Jahr zuvor. Und auch die Energiewende scheint mit ihren starken Schwankungen der Einspeisesituation kein nachhaltiges Problem mehr zu sein. Die aktive Netzführung und -regelung der großen deutschen Übertragungsnetzbetreiber sowie der zahllosen Stadtwerke scheint hier alle möglichen Situationen zu beherrschen. Bestes Beispiel hierfür war die Sonnenfinsternis vom 20. März 2015.
Hier veröffentlichten die vier Netzbetreiber im Vorfeld eine Pressemitteilung, in der es heißt:
„Bei sehr sonnigem Wetter geht in der ersten Hälfte der Sonnenfinsternis die PV-Einspeisung in Deutschland um rund 12 Gigawatt zurück und steigt anschließend … um etwa 19 Gigawatt an. Auch wenn die Prognosen der Wetterdienste für die PV-Einspeisung … eine Restunsicherheit haben, entspricht dies etwa der Leistung von 19 Großkraftwerken. Die Herausforderung … besteht darin, dass der an der Strombörse vermarktete PV-Strom während dieser beiden Phasen durch viele flexible Erzeugungsanlagen vollständig ausgeglichen werden muss. Bei bewölktem Himmel wird der Einfluss der Sonnenfinsternis auf die PV-Einspeisung dagegen vergleichsweise gering sein.“
Offenkundig wurde die Situation gemeistert. Auf den folgenden Seiten wollen wir das Thema aus Unternehmenssicht betrachten, angefangen beim übergeordneten Thema BCM (Business Continuity Management) bis hin zum betrieblichen Alltag, der von allerlei Anstrengungen zur Unfallverhütung geprägt ist. Nur der Brandschutzschalter kommt diesmal nicht vor, weil er nämlich mit sicherer Energieversorgung genauso wenig zu tun hat wie mit Brandschutz.