Wir schreiben das Jahr 2018. Sicherheitsbewusste Motorradfahrer haben noch keine Möglichkeit, sich wenigstens etwas der passiven Sicherheit anzunähern, die von modernen Pkw mit Sicherheitsgurten, Airbags für Fahrer und Beifahrer, ABS, ESP, ASR etc. bereitgestellt wird. Mit einer gewichtigen Ausnahme.
Luft ist die Mutter der Porzellankiste
Käufer der GL 1800 Gold Wing Tour DCT/Airbag des japanischen Herstellers Honda erwarben ein Tourenmotorrad, das einen im Fahrzeugcockpit verbauten Airbag nutzte, um Fahrer beim Aufprall zu schützen.
Ins Cockpit verbaut
Die Wirkungsweise dieses pionierhaften Systems kann man sich heute noch hier anschauen. Und damit war es fraglos weitaus besser als nichts. Es vermochte aber naturgemäß den Fahrer nicht mehr zu schützen, wenn dieser trotz Airbag und Vollverkleidung beim Unfall von seinem Fahrzeug getrennt wurde.
In Weste oder Jacke integriert
Während also wie gesagt Otto Normalfahrer nur die komfortable, aber nicht ganz billige Gold Wing zur Verfügung stand, ermöglichten Forschung und Entwicklungen der Ingenieure für Fahrzeug-Sicherheitstechnik durch Miniaturisierung erstmals Airbags, die als Zusatzweste oder sogar in die Jacke der Lederkombi integriert getragen werden konnten. Das eliminierte die systembedingte Schwäche des von Honda verbauten Systems und schützte auch Fahrer, die beispielsweise auf das Auto des Unfallgegners geschleudert wurden.
Pflicht bei den Rennprofis
Ebenfalls noch im Jahr 2018 wurden solche Airbagkombis Pflicht für die Disziplinen MotoGP, Moto2 und Moto3 im Motorradrennsport. Vorreiter unter den Herstellern von Schutzkleidung waren die italienischen Unternehmen Alpinestars und Dainese. Ein weiterer Entwicklungsschritt in der Produktevolution war der Ersatz von mit dem Fahrzeug verbundenen „Reißleinen“ durch elektronische Sensorik, die in Bruchteilen einer Sekunde einen Aufprall feststellen und das Aufblasen des Airbags auslösen. Mechanisch auslösende Modelle lassen sich preiswerter produzieren als die elektronischen Varianten. Problematisch wird es allerdings mit der Reißleine immer dann, wenn der Fahrer das Schutzsystem vergisst und sich vom Motorrad entfernt, ohne es zu deaktivieren.
Während die allerersten Systeme rein preislich noch nicht für den breiten Markt geeignet waren, ist auch diese Hürde inzwischen überwunden. Der ADAC warnt allerdings, dass das „erhöhte Schutzpotenzial“ dieser Airbagjacken und -westen „vorrangig nur bei Unfällen bis 50 km/h“ wirke. Wir stellen kurz beispielhaft zwei Produkte und ihre Hersteller vor.
1. 15 beschützte Stürze pro Tag
Der französische Anbieter In & Motion hat sich auf Airbagsysteme für Motorrad- und Skifahrer spezialisiert. Er bewirbt seine Produkte damit, dass es bereits 80.000 Käufer gibt und dass seine Airbagprodukte weltweit „durchschnittlich 15 Stürze pro Tag“ abdecken. Interessant ist das Vertriebsmodell: Die Airbagbekleidung kann man entweder kaufen oder abonnieren bzw. mieten, inklusive „Garantie auf Lebenszeit“.
2. Auch für Senioren geeignet

Sicherheitskleidung kann nur schützen, wenn sie auch konsequent getragen wird, also alltagskompatibel und bequem ist. Die J + A Handels GmbH betont daher den Tragekomfort, die Leichtigkeit und den Zusatzschutz durch integrierte Protektoren ihrer „Helite“-Produkte. Diese gibt es interessanterweise nicht nur als Weste, Jacke oder Rucksack gestaltet für Motorradfahrer, sondern auch für Reitsportler sowie – in einen Hüftgürtel integriert – für besonders „sturzgefährdete Menschen“, etwa Senioren.