Die Fußball-Europameisterschaft 2024 ist schon einige Spiele alt. Die Medien greifen immer wieder ein bereits sehr altes Thema auf – das der sogenannten Flitzer. Redaktionsmitglied Rochus Zalud (za) widmet sich mit einem Augenzwinkern diesem Thema.
50 Jahre Flitzen bei Fußballspielen.
Ich gehe davon aus, dass Sie Michael O’Brien aus Australien nicht kennen: Für eine Wette um zehn Pfund zog er sich am 20. April 1974 beim Rugby-Länderspiel England gegen Frankreich im Londoner Twickenham Stadion nackt aus und rannte im Adamskostüm über den Rasen. Das Fernsehen berichtete damals zwar nicht, doch Fotografen hielten diese „Geburtsstunde“ der Disziplin fest.
Interessanterweise definiert der Duden den Flitzer bzw. die Flitzerin als männliche bzw. weibliche Person, die schnell laufen kann. Da sollte man vielleicht eher in das Ordnungswidrigkeitengesetz schauen. In § 118 des OWiG heißt es:
„Ordnungswidrig handelt, wer eine grob ungehörige Handlung vornimmt, die geeignet ist, die Allgemeinheit zu belästigen oder zu gefährden und die öffentliche Ordnung zu beeinträchtigen.“
In den § 123 des Strafgesetzbuchs muss man schon mehr hineininterpretieren, auch wenn die gefassten Personen oft mit Hausverbot belegt werden. Flitzer sind also Personen, die auf öffentlichen Veranstaltungen oder Plätzen ganz oder teilweise unbekleidet durch das Geschehen laufen, um Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Große Sportveranstaltungen sind besonders beliebt, da es ihnen eine große Aufmerksamkeit ermöglicht.
Wir haben uns gefragt, ob man etwas dagegen tun kann. Dass die Kameras mittlerweile die Bilder nicht mehr übertragen (bzw. diese Personen aus der Übertragung nehmen) ist eine Sache. Aber wäre es nicht viel intelligenter, entsprechende präventive bzw. intervenierende Maßnahmen zu ergreifen? Nachfolgend unsere Vorschläge:
- Die Videosensorik ist bereits weit fortgeschritten. Über Bildvergleich und Mustererkennung von Bewegtbildern müssten doch Algorithmen entwickelbar sein, die innerhalb von einigen wenigen Sekunden einen Flitzer von einem Ordner bzw. einem Spieler unterscheiden können. So ist eine frühzeitige Detektion gegeben.
- Was im Stadion fehlt, sind physische Barrieren, die das Eindringen erschweren bzw. verhindern. Aber auch hier haben wir einen Vorschlag: FIFA, UEFA und deutscher Fußballbund wollen doch ihre Einnahmen stetig steigern. Wäre da nicht eine drei bis vier Meter hohe Wand aus bruchsicherem Glas oder Polycarbonat die richtige Wahl, um ähnliche Ergebnisse wie eine geprüfte Wand der Widerstandsklasse RC4 zu erreichen? Die von den Tribünen aus gesehen durchsichtige Wand könnte bei Fernsehübertragungen die Fläche der bereits vorhandenen Werbebanner mindestens verdreifachen. „Window AR Projection“ ist die Zukunft!
- Sollte diese behindernde Maßnahme nicht wirken, besteht weiter die Möglichkeit, die Bewegungserkennung (siehe oben, 1.) mit einer Auslöseeinrichtung zu verbinden, die ein Auffang-Schutznetz zentimetergenau der schnell laufenden unvollständig bekleidenden Person entgegenwirft. Das Netz aus hochfestem Polypropylen entsprechend DIN EN 1263-1 und quadratischer Maschenstellung bei einer Maschenweite von 45 Millimetern ermöglicht eine Energieaufnahme von neun KiloJoule (Netzklasse B1).
- Die enge Maschenweite führt dazu, dass das ursprüngliche Ziel des „Gesehen-Werdens“ nicht mehr wirkt – sehr sinnvoll im Sinne der Prävention. Zusätzlich ergeben sich Synergieeffekte für den Logistikprozess, der jedoch natürlich in der Zuständigkeit der Ordnungsbehörden liegt – die entsprechenden Personen könnten kompakt und komplikationslos den Ermittlern überstellt werden.
- Falls nicht ausreichend behördlich versierte Mitarbeiter greifbar sind, müsste ein privater Antiflitzdienstleister ausgeschrieben und beauftragt werden. Dessen Mitarbeiter sollten mindestens die Prüfung zur geprüften Flitzschutzkraft bestanden haben. Sicherungsüberprüfungen sollten umsetzbar sein.
- Was es bei der geschilderten Abfolge zu beachten gilt, ist die Fehl- bzw. Falschalarmrate. Diese verbessert sich, wenn zukünftig die Spieler mit traditioneller Spielkleidung auflaufen und die Spielidee weiter verbessern. Jeder schnell ausgeführte Einwurf oder jede seitliche Spielverlagerung kann zu einer höheren Alarmrate in den Systemen zur Minimierung der Flitzerei führen.
- Wenn die beschriebenen Maßnahmen bei einigen Veranstaltungen erfolgreich gewirkt haben, ist davon auszugehen, dass die Wahrscheinlichkeit eines Eintretens rapide sinken wird und der Schaden somit in immer kleineren Grenzen halten wird.
Zusammenfassend bleibt zu hoffen, dass sich Investoren finden, die sich der Flitzerplage durch solche innovativen Lösungsansätze annehmen und über PPP-Projekte (Public Private Partnership) nach 50 Jahren den Flitzern den Garaus machen. Dieses Jahr bleibt uns erst einmal zu hoffen, dass mehr Tore fallen als Flitzer auf dem bzw. den Platz rennen. Andererseits: Einen gewissen Unterhaltungswert bringen diese Spielstörenfriede und -friedas ja schon mit sich.