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Kampfansage dem Selbstmord.

Prävention

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Bernd Zimmermann

Der Bundestag hat fast einstimmig einem Antrag auf Stärkung der Suizidprävention zugestimmt. Welche Maßnahmen kommen für dieses sinnvolle Vorhaben in Frage? 

Suizidprävention soll fast 10.000 Menschenleben retten.

Am 6. Juli 2023 stand im Deutschen Bundestag zu Debatte, ob und wie die Suizidhilfe legalisiert bzw. verboten werden kann. Die Abgeordneten konnten sich aber nach sehr kontroverser Diskussion nicht einigen. Sie haben allerdings mit der überwältigenden Mehrheit von mehr als 99 Prozent einem Antrag zugestimmt, der die Suizidprävention stärken will. Dieser Antrag beginnt mit folgender Feststellung:

“Im Jahr 2021 nahmen sich in Deutschland 9215 Menschen das Leben. Es sterben etwa dreimal so viele Menschen durch Suizid wie durch Straßenverkehrsunfälle. ( … ) Etwa drei Viertel der vollendeten Suizide entfallen auf Männer. Bei Kindern und Jugendlichen im Alter zwischen 15 und 29 Jahren stellt der Suizid neben Verkehrsunfällen die zweithäufigste Todesursache dar.”

(Fettdruck durch die Redaktion)

Wie Suizidprävention gelingen kann, welche Chancen und welche Hemmnisse es gibt, hat die Deutsche Akademie für Suizidprävention e. V. (DASP) bereits 2021 in einem 262-seitigen Papier vorgelegt, das auch den Abgeordneten vorgelegt wurde. Vorgestellt werden darin eine ganze Reihe von Ansatzpunkten auf verschiedenen Ebenen und von unterschiedlichen Standpunkten aus betrachtet (hier stark gekürzt):

1. Einflussnahme auf die Suizidmethoden und Mittel.

Man geht davon aus, dass Zugangshindernisse zu den Selbstmordmethoden die Suizidraten nachweislich senken können. Als häufigste Suizidmethoden werden genannt: Erhängen, Sturz, Rauch/Feuer, Medikamente, Ertrinken, Gase, Schusswaffe, “bewegendes Objekt”. Mit Abstand vorn liegt der Suizid durch Erhängen. Suizidprävention in Justizvollzugsanstalten bedeutet z. B., dass Selbstmordgefährdete den Hosengürtel abgeben müssen.

2. Suizidprävention mit Hilfe der Medienarbeit.

Die Medien können mit dazu beitragen, Selbstmorde zu verhindern, indem sie z. B. über Hilfsangebote aufklären. Da Selbstmord immer noch in Teilen der Bevölkerung tabuisiert wird, fällt es Betroffenen besonders schwer, sich mit ihrem Lebensproblem mitzuteilen. Eine verantwortungsvolle Aufklärung über das Thema Selbstmord kann so einen Beitrag leisten zur Suizidprävention. Dass Medien einen positiven, aber auch negativen Einfluss auf das Suizidverhalten in der Bevölkerung ausüben können, ist bereits spätestens seit Goethes 1774 veröffentlichtem Roman “Die Leiden des jungen Werthers” anzunehmen. Dieser löste einen “Werther-Effekt” aus, d. h. es kam zu Nachahmungen des im Roman beschriebenen Selbstmordes.

Hier finden Sie erste Hilfe: 

Tel. 0800 – 111 0 111 (evang.)
Tel. 0800 – 111 0 222 (kath.)
Tel. 116 123

3. Suizidprävention in der Kindheit und Jugend

Vorab eine gute Nachricht: In der Altersgruppe der 18-Jährigen haben Suizide weltweit abgenommen. Kinder bis zum zehnten Lebensjahr sind zum Glück kaum in der Suizidstatistik vertreten. Im Kindes- und Jugendalter überwiegen suizidale Gedanken und Suizidversuche, weniger vollzogene Selbsttötungen. Die Untersuchung nennt drei Typen möglicher Präventionsmaßnahmen: universelle (z. B. Schulprävention), selektive (z. B. Behandlungsangebote für psychisch erkrankte Kinder) und indizierte Präventionsformen (z. B. Notfallpläne nach Suizidversuchen in Kliniken).

Nummer gegen Kummer
für Kinder und Jugendliche: Tel. 116 117

4. Suizidprävention im beruflichen Umfeld

90 Prozent der weltweit am Arbeitsplatz begangenen Suizide entfallen laut einem WHO-Bericht auf Männer. Für Deutschland liegen kaum Statistiken vor. Kritisch scheint es dann zu werden, wenn bestimmte Berufsgruppen einen leichten Zugang zu Suizidmitteln haben und andererseits großem Stress ausgesetzt sind. Prävention setzt hier z. B. auf Ausbildung und Training einzelner Mitarbeiter, das Unterstützen eines sozialen Netzwerkes unter den Angestellten und die Reduzierung des Zugangs zu Suizidmitteln. In dem Papier finden sich erklärende Hinweise zu einzelnen Berufsgruppen (z. B. Polizei, Bahnpersonal, Bundeswehr, Seefahrende, Künstler).

5. Suizidprävention für alte Menschen

Alte Menschen sind überproportional stark suizidgefährdet: Jährlich nehmen sich rund 3.500 über 65-Jährige das Leben. Dennoch ist das Versorgungssystem für suizidale alte Menschen in Deutschland nach Ansicht der Autoren unzureichend. Naturgemäß spielen bei Senioren Erkrankungen eine zunehmende Rolle – vor allem, wenn sie mit Schmerzen verbunden sind. Als zentrales Instrument der Suizidprävention für ältere Menschen schlagen die Autoren vorrangig die Errichtung einer deutschlandweiten Infotelefonnummer Suizidprävention vor. Darüber hinaus thematisieren sie unter anderem Maßnahmen in der Altenpflege.

6. Suizidprävention in der medizinischen Versorgung

Einigermaßen erschreckend ist der Befund der Autoren hinsichtlich dieses Themenblockes, der sich mit der Suizidprävention bei der stationären und ambulanten Behandlung und weiterer medizinischer Versorger befasst. So heißt es z. B.: “Wer einen Suizidversuch durchführt, geht häufig innerhalb von 24 Stunden wieder nach Hause, hat keine Weiterbehandlung und somit keine Hilfe.” Hemmnisse existieren unter anderem auch, bedingt durch das Verständigungsproblem, auf dem Gebiet der Migration. Die Autoren fordern unter anderem die kontinuierliche Förderung des Nationalen Suizidpräventionsprogramms (NaSPro).

7. Suizidprävention in der Hospiz- und Palliativversorgung

Das eben erwähnte NaSPro thematisiert ebenfalls den Bereich der Hospiz- und Palliativversorgung, von dem man annehmen könnte, dass der Selbstmord im Angesicht eines nahen Todes opportun sein könnte. Tatsächlich halten die Autoren fest, dass aktuelle Richtlinien oder Behandlungsempfehlungen in der Hospiz- und Palliativversorgung nicht bekannt sind. Zudem gelte es einen Unterschied zwischen Todeswunsch und Suizidalität zu beachten. Als wesentlich für die Suizidprävention wird hier ein Sterben unter würdigen Bedingungen gesehen. Ein Kommunikationstraining soll den Umgang mit geäußerten Todeswünschen verbessern.

8. Niedrigschwellige Suizidprävention

Unter “niedrigschwelliger” Suizidprävention sind Angebote zu verstehen, die hilfesuchenden Personen einen barrierefreien Zugang zu Unterstützung ermöglichen. Diesem Ziel dienen z. B. der “Welttag der Suizidprävention”, die Webseite www.frans-hilft.de und eine spezielle Arbeitsgruppe.

Last, but not least, sei auch das 25-seitige Literaturverzeichnis im Anhang der Veröffentlichung erwähnt.

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