Liebe Leserinnen und Leser,
Es ist uns schon fast unangenehm, in unserem Schwerpunktheft zum Thema Integrationstests so viel Basiswissen an den Mann zu geben. Aber es liegt auf der Hand, dass Checklisten, Hinweise und Ratschläge noch keinen Integrationstest erfolgreich machen – es zählt vor allem die Erfahrung.
Selbstverständlich gehört ein bestimmtes Basiswissen immer zum guten Gelingen eines jeden Vorhabens dazu, denn entgegen dem politischen Leben muss man in der freien Wirtschaft mit Resultaten glänzen und nicht mit Versprechen. Aber zurück zum Thema und zu dem, was eigentlich hinter den Integrationstests steckt und welche Ziele man damit erreichen möchte. Das kann man sehr anschaulich an einem kleinen Beispiel erläutern: Stellen Sie sich vor, Sie sind nach Fertigstellung eines Rechenzentrumsneubaus der Nutzer und somit Betreiber der IT und ziehen mit Ihrer Technik in Ihr neues Zuhause ein. Möchten Sie im Vorfeld nicht auch wissen, ob dort alles funktioniert oder etwas im Argen liegt? Es handelt sich ja hierbei nicht um ein Buchfachgeschäft, das bei ausgefallener Heizung unter gewissen Umständen weiter betrieben werden kann. Wir reden hier von hochverfügbarer IT, die zu jeder Zeit funktionieren muss. Ein Ausfall der IT durch eine fehler-hafte Infrastruktur kann zu verheerenden Auswirkungen führen. Bei länger anhaltenden Ausfällen stirbt die IT-Landschaft und vielleicht auch der nächste Dienstleister auf dem hart umkämpften Sektor. Deshalb möchte man nicht in das kalte Wasser geworfen werden, um zu sehen, ob es funktioniert, sondern verlangt zu Recht vom Errichter der Anlagen die Überprüfung von Leistungen, Funktionalitäten und organisatorischen Abläufen. Ob man das Rechenzentrum selbst betreibt oder als Kollokation-RZ ist dabei egal, denn wer auch immer für eine IT-Dienstleistung bezahlt, verfolgt den Anspruch, dass das Ganze auch funktioniert – und zwar sicher.
An dieses Ziel gelangt man nicht durch die im üblichen Baugewerbe bekannten Abnahmeprozedere von Einzelgewerken. Man muss die gesamte Anlage in Gänze testen, die vorhandenen Schnittstellen überprüfen, die Wechselwirkungen untereinander checken und die dahinterstehenden organisatorischen und somit auch personell besetzten Maßnahmen überprüfen. Selbstverständlich lassen sich nicht alle verborgenen Fehler im System durch die Integrationstests aufdecken – je mehr Tests allerdings durchgeführt werden, desto mehr mögliche Fehler treten dabei zutage. Dabei spielt es eine entscheidende Rolle, wie man die Tests durchführt. Das Stichwort hierzu heißt: „realitätsnah“ und das so weit wie möglich, aber bitte zerstörungsfrei – wir wollen doch keinen Schaden anrichten.
Um es mit der Überschrift auf den Punkt zu bringen, stellen die Integrationstests die Generalprobe für die Uraufführung und somit den ständig sicheren IT-Betrieb dar. Vielleicht wäre so auch der IT-Ausfall der Lufthansa, verursacht durch das versehentliche Kappen einer Glasfaserleitung, durch die Prüfung redundanter Leitungswege im Vorfeld vorab erkannt worden.