Liebe Leserinnen und Leser,
in meinem Büro hängen alle Titelseiten des Sicherheits-Berater, aufgereiht seit Heft 14/2018, zur Ansicht an der Wand. Ich mag solche Sammlungen. Als jedoch neulich eine Redaktionskollegin mein Büro betrat, musste ich kurz umdenken …
Sie überflog kurz die Titelseiten und fasste deren Inhalte wie folgt zusammen: „Ich lese von brennenden Rechenzentren, vom Cyberwar, von Killersticks, von schwarzen Listen, Amok, Sabotage und dem Weltuntergang. Ich sehe Titelbilder mit feuerspeienden Drachen und brennenden Infernos, blicke in den Lauf einer Pistole, sehe einen Mann am Pranger, Kampfhunde oder einen Terrortruck. Können wir nicht auch mal etwas Positives bringen?“ Eine berechtigte Frage.
Wenn man sich tagtäglich mit Sicherheitsrisiken beschäftigt, verliert man offenbar den Blick für das Positive. Aber wir geloben Besserung: Schon das Titelbild dieses Heftes sieht doch sehr positiv aus: Assoziiert man beim Kapitän mit dem Fernglas nicht gleich die allerschönsten Traumschiffmelodien à la Silbereisen? Das zweite Heft, das am 2. Februar erscheint, wird ebenfalls garantiert positiv rüberkommen: Es handelt sich nämlich um die 1.000 Ausgabe des Sicherheits-Berater. Die Titelseite von Heft 3 könnte Biene Maja schmücken (die Nutzungsrechte daran treiben unseren Verlag hoffentlich nicht in den Ruin). Maja deshalb, weil die Auswirkungen des Insektensterbens in absehbarer Zukunft deutlich spürbarer werden dürften: Vielleicht gibt es bald nicht mehr genügend Bienenvölker, um die auf den Feldern der Landwirte und Obstbauern wachsenden Nahrungsmittelkeimlinge noch bestäuben zu können. Hier drohen nicht absehbare Risiken für die Versorgung der Bevölkerung. In Heft 4 haben wir bereits Themen zum Perimeterschutz geplant. Das würde gut passen, denn die Felder der Bauern müssten im Falle eines Versorgungsnotstandes gesichert werden. Sollen wir einmal eine lachgasgetriebene Einbruchmelde- oder Selbstschussanlage zum Schutz von Zäunen im Heft vorstellen? In Heft 5 lassen wir es wieder richtig menscheln. Wie wäre es mit kleinen Kindern auf dem Titelblatt … vielleicht zum Thema Nachwuchsmangel in der Sicherheitsbranche? Heft 6 …
Bei aller Ironie, Sie sehen, wie schwer es ist, Sicherheitsthemen so zu transportieren, dass der Kern unseres Anliegens klar wird: für Prävention, Schadenbegrenzung und -behebung zu sorgen. Und da scheint uns die Abbildung eines Bedrohungsszenarios nicht so völlig verkehrt zu sein. Natürlich könnten wir, statt einen Brandherd abzubilden, auch eine überglücklich dreinschauende Großfamilie darstellen, deren Leben durch unsere Brandschutztipps gerettet wurde. Wir fürchten, spätestens nach zehn Titelseiten würde das ziemlich langweilig aussehen. Oder wollen wir von der Versicherungsbranche lernen und allen Ernstes so tun, als schickten wir Schutzengel ins Rennen? Wo jeder weiß, dass Versicherer in der Regel keinen Schaden verhindern, sondern lediglich die Folgen davon abfedern?
Ihnen und Ihren Familien wünsche ich im Namen von Redaktion und Verlagsleitung für die verbleibenden 11,5 Monate des Jahres 2020 nur das Allerpositivste!