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Der Feuerwehrmann von nebenan.

Interview

Picture of Bernd Zimmermann

Bernd Zimmermann

Was Bernd Zimmermann (bz) schon immer einmal einen ehrenamtlichen Feuerwehrmann fragen wollte … beantwortete Kay Burggraaff (kb) von der freiwilligen Feuerwehr des Löschzuges Ahrweiler (Bad Neuenahr).

“Feuerwehrmann ist man 365 Tage im Jahr.”

bz: Im letzten Sicherheits-Berater hatten wir einen Beitrag über das Problem der Falschalarme. Vermutlich betrifft das Thema auch den Löschzug der Freiwilligen Feuerwehr Ahrweiler?

kb: Ja, das kann ich bestätigen. Falschalarme können im gewerblichen oder öffentlichen Bereich durch die Brandmeldeanlagen ausgelöst werden. Oder aber durch Privatleute. Beides passiert einigermaßen häufig und gehört einfach zum Feuerwehrleben mit dazu. Bei größeren Objekten geht die Alarmierung direkt an die Leitstelle der Feuerwehr. Selbst wenn in diesem Moment jemand aus dem brandmeldenden Unternehmen anriefe mit der Aussage “Es war nur ein Falschalarm” – wir müssen trotzdem ausrücken. Schließlich können wir die Seriosität des Anrufers letztendlich nicht prüfen, selbst wenn der Anruf nachweislich von einem Telefonapparat des Unternehmens erfolgt. Es soll ja auch schon Fälle gegeben haben, wo ein unzufriedener Mitarbeiter seiner Firma schaden wollte. Außerdem kann nur die Feuerwehr solche Anlagen wieder zurückstellen. Auch bei privaten Alarmierungen kommt es immer wieder zu Falschalarmen. Wenn man dann bis abends mehrfach zum Friedhof gerufen wird zu einem winzigen “Brand”, quasi einer brennenden Kerze, die auch in Eigenregie sicher zu löschen gewesen wäre, weil die gefüllte Gießkanne in Griffweite bereitstand, denkt man schon mal “Musste das jetzt wirklich sein?” Andererseits gilt natürlich der Leitsatz, dass man die Feuerwehr lieber einmal mehr als einmal zu wenig ruft. Zur Einschätzung ist jedenfalls immer der gesunde Menschenverstand sehr hilfreich.

bz: Muss ich das eigentlich bezahlen, wenn ich ungewollt einen Falschalarm auslöse? Und was kostet mich der Spaß?

kb: Falschalarme von Brandmeldeanlagen zahlt in der Regel der Betreiber. Wenn Sie uns dagegen als Privatmann in guter Absicht anrufen, kostet das nichts. Zu den Kosten kann ich Ihnen keine allgemeingültige Antwort geben, weil die Kostensätze von Gemeinde zu Gemeinde unterschiedlich festgesetzt werden. Da gibt es ziemlich große Preissprünge. Ich denke, so bei 400 Euro geht’s los.

bz: Inwieweit beeinflusst eigentlich die Coronapandemie die Arbeit der Freiwilligen Feuerwehr?

kb: Natürlich tragen wir alle FFP2-Masken im Einsatz. Auch bei der Freiwilligen Feuerwehr gibt es ein Hygienekonzept. In unserem Fuhrpark stehen zum Beispiel Fahrzeuge für drei, sechs oder neuen Mann Besatzung, insgesamt acht Stück. Da dürfen wir jetzt nur mit zwei, vier bzw. sechs Mann aufsitzen, damit die Abstände gewahrt bleiben. Auch müssen wir unser Material nach erfolgtem Einsatz relativ aufwendig desinfizieren. Und unsere Tag- und Nachschichten wurden in zwei Teams geteilt. Sollte also in einem Team ein Coronainfektion festgestellt werden und der Quarantänefall eintreten, ist das andere Team immer noch einsatzbereit.

bz: Frieren Ihnen bei den eisigen Temperaturen, die wir kürzlich erlebt haben, nicht die Wasserleitungen ein?

kb: Das ist uns beim Löschzug Ahrweiler noch nicht passiert. Man muss dazu sagen, dass wir Hydrantenpflege betreiben. Das heißt, vor dem Winter werden die Hydranten geöffnet, gereinigt, eingefettet und eingetütet, damit die nicht einfrieren. Und die Trinkwasserleitungen verlaufen eigentlich so tief im Erdreich, dass sie frostsicher sind.

bz: Sie betreiben mit Ihrer Frau zusammen ein Brandschutzgeschäft in Bad Neuenahr-Ahrweiler. Wie sieht denn Ihr Aufgabenbereich dort aus?

kb: Ich kann hier jetzt nur exemplarisch antworten, weil das sonst den Rahmen dieses Interviews sprengen würde: Wir erstellen Flucht- und Rettungspläne, zum Beispiel für die Besucher von Hotels oder öffentlichen Gebäuden. Dann natürlich auch Feuerwehrpläne, die der Feuerwehr besondere Gefahrenbereiche aufzeigen. Dazu sind Betreiber größerer Objekte verpflichtet. In diesen Plänen sind dann unter anderem die Orte der Gasflaschenlagerung verzeichnet, die Verläufe der Fluchtwege oder die Lage des Schlüsseldepots. Wir beraten rund um das Thema Rauch-Wärme-Abzugsanlagen und übernehmen Brandschutztürprüfungen, verkaufen Feuerlöscher oder Wandhydranten und übernehmen deren Wartung. Darüber hinaus stehen wir als externe BSB, also Brandschutzbeauftragte, zur Verfügung und bieten Schulungen für Brandschutzhelfer an. Wie gesagt, die Aufzählung ist noch unvollständig.

bz: Auf Ihrer Webseite findet sich ein beeindruckendes Video, das einen Rich Flash Over, also einen sogenannten fetten Feuersprung, eine Form der Rauchdurchzündung, zeigt. Haben Sie so etwas schon einmal im Einsatz erlebt?

kb: Nein, ich selbst zum Glück noch nicht, nur während einer Übung. Aber es dürfte nur eine Frage der Zeit sein, bis das geschieht. Solche Flash Over kommen immer öfter vor, seit die Wohnungen so gut gedämmt sind. Wenn die Feuerwehr dann diese immer weiter verbreiteten, dreifach verglasten Fenster öffnet, kommt es zu einer plötzlichen Sauerstoffzufuhr, die auf sauerstoffarme Gase trifft. Der Raum steht schlagartig in Flammen, die dem Feuerwehrmann dann entgegenschlagen. Das sich ändernde Brandverhalten zeigt sich auch zum Beispiel bei den modernen Brandlasten. Früher hatten sie es mit brennender Eiche rustikal zu tun, heute mehr mit leicht brennbaren Kunststoffen. So ist der Umgang mit Polystyrol heute selbstverständlich auch Bestandteil unserer Ausbildung. Wenn ich allerdings privat unterwegs bin und einen Bauherren auf die Brandgefahr durch Polystyroldämmung hinweise, ernte ich meist leider nur ein Schulterzucken. Im öffentlichen Bereich wird auf die besondere Brandgefahr durch Kunststoffe allerdings schon geachtet. Auch die Frage, wie man Lithium-Batterien von Elektroautos löscht, steht bei uns auf dem Ausbildungsprogramm.

bz: Sie sagten, Sie bieten auch Feuerlöscher an. Ich habe einen kleinen Feuerlöscher seit Jahren im Kofferraum meines Autos liegen. Sollte ich den einmal nachfüllen lassen?

kb: Das dürfte ein Pulverlöscher sein. Laut Hersteller sind Feuerlöscher spätestens alle zwei Jahre zu warten. Je nach Typ können sie dann bis zu 25 Jahren verwendet werden. Wenn Ihr Feuerlöscher allerdings wirklich schon seit Jahren ungewartet im Kofferraum liegt, können Sie den normalerweise nur noch bei einem Fachbetrieb entsorgen lassen. Die übernehmen das für kleines Geld, in der Regel für zehn Euro. Die Entsorgung als Sondermüll auf Ihrem Recyclinghof oder bei der örtlichen Müllkippe kann problematisch werden, weil der Feuerlöscher ein Druckbehälter ist. Solche Feuerlöscher sind jedenfalls nicht ewig verwendbar, wenn sie im Kofferraum ständig durchgerüttelt werden. Dadurch verdichtet sich das Pulver bei jedem Schlagloch, das Sie überfahren, und setzt sich fest – der Feuerlöscher wird somit irgendwann unbrauchbar.

bz: Kann ich das nicht einfach einmal ausprobieren, indem ich einen kurzen Sprühstoß abzugeben versuche? Dann sehe ich doch, ob der Feuerlöscher noch funktioniert?

kb: Davon rate ich dringend ab. Ein kleiner Feuerlöscher hält ja ohnehin nur ein paar wenige Sekunden. Wenn Sie da heute schon zwei Sekunden andrücken, sollten Sie sich nicht darauf verlassen, dass morgen im Notfall noch genügend Löschmittel bzw. Druck zur Verfügung steht.

bz: Was war Ihr schlimmster Einsatz als Feuerwehrmann?

kb: Wir betreuen als Freiwillige Feuerwehr ja auch große Teile der benachbarten Autobahn A61. Da kommt es durchaus einmal vor, dass man eingeklemmte Personen befreien muss. Aber der subjektiv schlimmste Notfall für mich persönlich hatte gar nichts mit einem Autounfall oder Brand zu tun. Die Feuerwehr wird ja auch in anderen Notlagen gerufen. So wurden wir einmal alarmiert, weil ein Fuchs in einem Abflussgulli eingeklemmt war. Wir hatten einen einstündigen Einsatz, um ihn zu befreien. Und als ich endlich so weit war, ihn herausziehen zu können, verendete er. Das fand ich schon ziemlich traurig.

bz: Angenommen, ich möchte einen jungen Mann oder eine junge Frau dafür begeistern, sich bei der Freiwilligen Feuerwehr am Heimatort zu engagieren. Was antworte ich, wenn der oder die mir sagt: “Das geht leider nicht, weil ich ja den ganzen Tag lang kilometerweit entfernt arbeite?”

kb: Dann würden wir uns dennoch freuen. Feuerwehrmann ist man ja nicht nur während der normalen Geschäftszeiten, sondern 365 Tage im Jahr. Es bleibt also noch genügend Zeit, sich sinnvoll einzubringen.

bz: Vielen Dank allen Feuerwehrleuten. Und Ihnen außerdem noch für dieses Gespräch, Herr Burggraaff.

Kontakt zum Interviewpartner:
kay.burggraaf@brandschutz-balter.de (Kay Burggraaf)

Kontakt zur Redaktion:
bz@sicherheits-berater.de (Bernd Zimmermann)

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