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Editorial

Vielleicht kein schlechtes Rezept

Ausgabe 13/2022
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Ausgabe 13/2022
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Liebe Leserinnen und Leser,

Junkfood macht nicht nur fett und krank – minderwertige Lebensmittel schlagen auch aufs Gemüt und verringern die Hirnleistung. Ließe sich diese mittlerweile wissenschaftlich als anerkannt geltende Erkenntnis nicht auch im Arbeitsleben besser nutzen?

Die Zahl der Veröffentlichungen, die den Zusammenhang zwischen gesunder Ernährung, Psyche und Geist thematisieren, nahm in den letzten Jahren sprunghaft zu, wie eine spontane Googlesuche beweist. Besonders im Gedächtnis haften blieb mir dazu eine Dokumentation des Fernsehsenders Arte (Regie Raphaël Hitier), die bereits im Jahr 2018 entstand: „Unser Hirn ist, was es isst.“ Der 53-minütige Beitrag steht noch bis 2. September 2022 in der Mediathek (www.arte.tv Kurzlink https://bit.ly/2VUS3Pf) online. Darin werden internationale Wissenschaftler nach ihren Forschungsprojekten befragt, mit denen diese den Einfluss unserer Nahrung auf unsere Gemütslage, unsere Hirnleistung, unsere Darmflora und unser Verhalten beleuchten. Ganz grob zusammengefasst:

Wer sich überwiegend von Junkfood (= Fraß, z. B. Süßkram oder übersalzenes Knabberzeugs) ernährt, schädigt Gehirn, Nervenzellen und Darmflora, riskiert Depressionen, wird aggressiver, leidet eher unter Entzündungen, kann sich schlechter erinnern, fällt nachteilige Entscheidungen, wird demotivierter, gefährdet den Nachwuchs. Im schlimmsten Fall stellt er ein Sicherheitsproblem dar. Die Nachweise lassen sich sowohl in Tierversuchen als auch in Studien mit Probanden und Auswertungen des Ernährungsverhaltens großer Bevölkerungsteile führen: So fressen mangelernährte Hamster ihren eigenen Nachwuchs. Die Kinder hungernder Schwangerer (z. B. in Kriegszeiten) reifen zu aggressiveren Jugendlichen heran. Erhalten dagegen z. B. Gefängnisinsassen eine zeitlang eine besonders ausgewogene Nahrung, sinkt die Zahl der Zwischenfälle (Aggressionen) um ca. ein Drittel. Kurzum, eine ausgewogene Ernährung macht uns gesünder, schlauer, leistungs-fähiger und toleranter – zum Teil übrigens schon nach einer einzigen Mahlzeit.

Machte es vor diesem Hintergrund nicht Sinn, sich die Vorteile gesunder Ernährung zunutze zu machen – als Staat, als Gesellschaft, als Arbeitgeber? Die beiden zielführenden Schritte lauten: Aufklärung und entsprechende Nahrungsangebote. Millionen Menschen essen in Gemeinschaftsverpflegungen (Betriebe, Kliniken, Pflege- und Bildungseinrichtungen, Bundeswehrkasernen …). Vielleicht wäre das der richtige Ort, um über den Zusammenhang zwischen Ernährung und Gesundheit aufzuklären – und ggfs. das Nahrungsanagebot noch zu optimieren? Auch Arbeitgeber, die bisher noch nie einen Gedanken an Ernährungsfragen verschwendet haben, könnten einmal Kosten-Nutzen-Rechnungen anstellen: Verpflegungsangebote (bis hin zur Investition in eine Kantine) vs. sinkende Krankenstände, kreativere Mitarbeiter, mehr Toleranz im Wettstreit um die besten Denkansätze, die das Unternehmen voranbringen. Und wenn es nur die Sensibilisierung der Arbeitschutzbeauftragten, das Anbieten entsprechender Bildungsurlaube oder die Ernährungskampagne in der Mitarbeiterzeitschrift ist …

Schwerpunkte:

Ausgabe 13/2022
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